Ökumenischer Kreuzweg: Mittwoch der Karwoche – Dornenkrönung, und An die Seite

Lesung zur 4. Station aus dem Evangelium des Markus, Kapitel 14:

Dornenkrönung

Die Soldaten führten Jesus in den Palast, in das so genannte Prätorium, und riefen die ganze Mannschaft zusammen. Sie hängten ihm ein purpurfarbenes Gewand um, flochten eine Krone aus Dornenzweigen und setzten sie ihm auf. Dann riefen sie ihm zu: »Es lebe der König der Juden!« Sie schlugen ihm mit einem Stock auf den Kopf, spuckten ihn an und warfen sich vor ihm auf die Knie, um ihm zu huldigen. Nachdem sie so ihren Spott mit ihm getrieben hatten, zogen sie ihm das purpurfarbene Gewand aus und legten ihm seine eigenen Kleider wieder an.  

Kreuzbetrachtung – Körperteilmeditation
(Folgt dem Zyklus von Paul Gerhardt)

Hinführung:
Pauf Gerhardt sucht in schwerster Zeit immer neu sich selbst. Er sucht Gott. Er sucht das Ganze, das ganz sein. Und findet es wieder im Anblick des Gekreuzigten, ganz real, wie in der Martinskirche, wenn man zum Altar blickt: Zuerst die Füße, der Blick wandert hoch, zu den Knien, zur verwundeten Seite, zum Herz, zu den Händen – zum Kopf.

Paul Gerhardt kannte dazu eine lateinischen Liederzyklus von Arnulf von Löwen, in dem die leidenden Körperteile Jesu betrachtet werden als Hilfe, sich in Jesus und damit Gott wieder zu finden, um dem Tod stand zu halten, weil man darin gehalten ist.
PG verdichtete diese lateinischen Lieder neu.

Betrachtung:  An die Seite (Salve Jesu, summe bonus)

1.  Ich grüße dich, du frömmster Mann, / Der herzlich gern vergibet,  
Wie schmerzlich weh wird dir getan, / Wie wird dein Leib betrübet!
Es grüßet dich mein ganzer Geist, / Du meines Heilands Seite, /
Du edler Quell, aus welchem fleußt / Das Blut, das so viel Leute /
Von ihren Sünden wäschet.

2. Ich mach, Herr Jesu, mich zu dir, / Ach, halt mirs ja zugute, /
Und laß mich suchen Trost für mir / In deiner Wunden Blute! /
Du werte Wunde, sei gegrüßt, / Du weites Tor der Gnaden, /
Daraus sich Blut und Wasser gießt / Und da all unserm Schaden /
Kann abgeholfen werden.

3. Du räuchst mir süßer als der Wein / Und heilst das Gift der  Schlangen, /
Du flößest mir das Leben ein / Und stillst des Dursts Verlangen: /
Eröffne dich, du liebe Wund, / Und laß mein Herze trinken! /
Ists möglich, laß mich gar zu Grund / In dir gehn und versinken, /
So werd ich mich recht laben.

4. Mein Mund streckt sich mit aller Kraft, / Damit er dich berühre
Und ich den teuren Lebenssaft / In Mark und Beinen spüre. /
Ach wie so süße bist du doch, / Herr Jesu, meinem Herzen! /
Wer dich recht liebt, dem wird das Joch / Der bittern Todesschmerzen /
Gleich als wie lauter Zucker.

5. Verbirge mich und schleuß mich ein / In deiner Seiten Höhle!
Hier laß mich still und sicher sein, / Hier wärme meine Seele, /
Wann mich der kalte Tod befällt, / Und wann der höllsche Leue
Nach mir und meinem Geiste stellt, / So laß in deiner Treue /
Mich dann fein ruhig bleiben.

Segenswort

Gesegnet sei dein Bauch, wo sich deine Kraft sammelt,
wo alles sich reinigt, was dich ungut belastet,
wo deine Gefühle sich regen und Lebendigkeit hervorquillt,
wo dein Erbarmen als Gottes Gabe an dich reift und wirkt.
Gott segne dich, Vater, Sohn und Heiliger Geist.