Unsere Dorfkirche, mit ihrem einfachen achteckigen Turm gegenüber mancher Kirche in der Umgebung sehr schlicht, blickt auf ein hohes Alter zurück. Etwa um das Jahr 800 ist hier die erste Kapelle errichtet worden (Steitz). Andere Verfasser datieren den noch erhaltenen östlichen Teil um das Jahr 900 (U.GT.:1936, 1/6). Wie schon im Kapitel ,,Die Anfänge der Geschichte“ erwähnt, deuten Anzeichen darauf hin, dass die Gründung der Pfarrei Petterweil noch früher erfolgte (Kropat: 1964, 47). Vielleicht gab es vor der ersten steinernen Kapelle schon eine kleine Holzkirche. Die Kapelle ist dem heiligen Martin geweiht; auch darin kann ein Anzeichen für die sehr frühe Gründung der Pfarrei gesehen werden. Um 1500 taucht ein weiteres Patrozinium auf, und von da ab ist die Kirche dem heiligen Martin und dem heiligen Bonifatius geweiht. Die Kapelle ist im 9. Jahrhundert Taufkappelle für mehrere Orte des Niddagaues, so für Okarben, Kloppenheim und (das untergegangene) Hulshofen (Steitz).
Um 1200 wird die Kirche vergrößert und nach Westen angebaut; außer einigen noch sichtbaren Teilen des Fundaments ist der romanische Sandstein-Torbogen in der Westfassade das schönste Zeugnis dieser romanischen Kirche. Aus der gleichen Zeit stammt der alte Taufstein. Bald danach baut Okarben selbst eine Kirche und wird 1295 von Petterweil gelöst; „Teil dieser Handlung müssen politische Gründe entscheidend gewesen sein. Sie erfolgte in dem Zeitabschnitt, da die Gemarkung Petterweil durch Landwehren nach Kloppenheim und Okarben hin gesichert ward“ (cit. Steitz). In der Reformation wird das ganze Dorf und mit ihm die Kirche evangelisch. 1585 erfolgt ein weiterer Umbau; die Jahreszahl ist an den Türen noch zu sehen.
1635 wird die Kirche in den Kriegsereignissen des 30jährigen Krieges schwer beschädigt. Erst 1653 wird sie vollständig wiederhergestellt und hat seitdem ihre Gestalt nicht mehr wesentlich verändert. 1788 erhält die Kirche größere Fenster. 1905 und 1906 wird die Westmauer, die sich auszuwölben begann, durch zwei Stützpfeiler verstrebt. Die letzte große Reparatur erfolgte 1959, als der Turm neu gedeckt und verkleidet wurde.
Die Zerstörung im 30jährigen Krieg und der Wiederaufbau sind in einer Inschrift niedergelegt. Sie ist sehr schwer zu entziffern und befindet sich an der großen Säule hinter dem Altar. Die Inschrift und ihre Übersetzung lauten:
CHRONOSTICON ANNO DESTRUCTIONIS MDCXXXIIIII DENVO
SACRA DESTRUCTA EST AEDES GRASSANTE ET IN ARVIS
PUGNA TEUTONIGIS HOC PESTICHO ANNO ERAT
ANNO REPARATIONIS MDCLIII DIVINAE PROVIDENTIAL SUAVIS
NUTU IN HONOREM PACE DATA JESHU DENVO REPARATA EST
„Chronik. Im Jahre der Zerstörung 1635 wurde das heilige Haus neuerdings zerstört, während in deutschen Landen der Krieg wütete; in diesem Pestjahre war es. Im Jahre des Heils 1653, da durch Ratschluss der süßen göttlichen Vorsehung der Friede uns wiedergeschenkt war, wurde es zu Ehren Jesu wiederhergestellt“ (Steitz: 1937, 13/7).
Literatur und Quellennachweis: Steitz, Heinrich: „Die Pfarrei Petterweil von ihrer Gründung bis zur Reformation“, unveröffentlichtes Manuskript. Steitz, Heinrich: „Die Säuleninschrift“ in „Heimatglocken“> 13. Jahrgang 1937. „Unser Gotteshaus“ in „1 Heimatglocken“ 12. Jahrgang 1936 (ohne Verfasser). Kropat, Wolf Arno: „Reich, Adel und Kirche in der Wetterau von der ,Karolinger- bis zur Stauferzeit“ in „Wetterauer Geschichtsblätter“ Band 13, Friedberg 1964. Quelle: Petterweil – aus der Geschichte eines Wetterauer Dorfes; Heinz-Felix von Gruner, Walter F. Resch, 1967