Ökumenischer Kreuzweg: Montag der Karwoche – Die Gefangennahme und An die Knie

Lesung zur 2. Station aus dem Evangelium des Lukas, Kapitel 22:

Gefangennahme

Noch während Jesus redete, tauchte plötzlich eine Schar Männer auf, an ihrer Spitze Judas, einer der Zwölf. Er ging auf Jesus zu, um ihn mit einem Kuss zu begrüßen. Jesus aber sagte zu ihm: »Judas, mit einem Kuss verrätst du den Menschensohn?«

Als die, die bei Jesus waren, begriffen, in welcher Absicht die Männer gekommen waren, fragten sie: »Herr, sollen wir zum Schwert greifen?« Und einer von ihnen ging auch gleich auf den Diener des Hohenpriesters los und schlug ihm das rechte Ohr ab. Aber Jesus rief: »Halt! Hört auf!« Und er berührte das Ohr des Mannes und heilte ihn.

Dann wandte er sich zu den führenden Priestern, den Offizieren der Tempelwache und den Ältesten, die gegen ihn angerückt waren, und sagte: »Mit Schwertern und Knüppeln seid ihr ausgezogen, als wäre ich ein Verbrecher. Dabei war ich doch Tag für Tag bei euch im Tempel, und ihr habt nichts gegen mich unternommen. Aber jetzt ist eure Stunde gekommen, jetzt übt die Finsternis ihre Macht aus.«

Kreuzbetrachtung – Körperteilmeditation
(Folgt dem Zyklus von Paul Gerhardt)

Hinführung:
Pauf Gerhardt sucht in schwerster Zeit immer neu sich selbst. Er sucht Gott. Er sucht das Ganze, das ganz sein. Und findet es wieder im Anblick des Gekreuzigten, ganz real, wie in der Martinskirche, wenn man zum Altar blickt: Zuerst die Füße, der Blick wandert hoch, zu den Knien, zur verwundeten Seite, zum Herz, zu den Händen – zum Kopf.

Paul Gerhardt kannte dazu eine lateinischen Liederzyklus von Arnulf von Löwen, in dem die leidenden Körperteile Jesu betrachtet werden als Hilfe, sich in Jesus und damit Gott wieder zu finden, um dem Tod stand zu halten, weil man darin gehalten ist.
PG verdichtete diese lateinischen Lieder neu.

An die Knie (Salve Jesu, rex sanctorum)

1. Gegrüßet seist du, meine Kron / Und König aller Frommen, / Der du zum Trost von deinem Thron / Uns armen Sündern kommen! / O wahrer Mensch, o wahrer Gott, / O Helfer, voller Hohn und Spott, / Den du doch nicht verschuldest! / Ach, wie so arm, wie nackt und bloß / Hängst du am Kreuz, wie schwer und groß / Ist dein Schmerz, den du duldest.

2. Es fleußet deines Blutes Bach / Mit ganzem vollem Haufen, / Dein Leib ist auch mit Ungemach / Ganz durch und durch belaufen. / O ungeschränkteMajestät, / Wie kommts, daß dirs so kläglich geht? / Das macht dein Huld und Treue. / Wer dankt dir des? Wo ist der Mann, / Der sich, wie du für uns getan, / Für dich zu sterben freue?

3. Was soll ich dir doch immermehr, / O Liebster, dafür geben,/ Daß dein Herz sich so hoch und sehr / Bemüht hat um mein Leben? / Du rettest mich durch deinen Tod / Von mehr als eines Todes Not/ Und machst mich sicher wohnen. / Laß Höll und Teufel böse sein,/ Was schad’ts? sie müssen dennoch mein / Und meiner Seele schonen.

4. Vor großer Lieb und heilger Lust, / Damit du mich erfüllet, / So wird mein Leid gestillet, / Drück ich dich an mein Herz und Brust, / Das deinen Augen wohlbekannt. / Und das ist dir ja keine Schand, / Ein krankes Herz zu laben. / Ach bleib mir hold und gutes Muts, / Bis mich die Ströme deines Bluts / Ganz rein gewaschen haben.

5. Sei du mein Schatz und höchste Freud,/ Ich will dein Diener bleiben,/ Und deines Kreuzes Herzeleid/ Will ich in mein Herz schreiben. / Verleihe du nur Kraft und Macht, / Damit, was ich bei mir bedacht, / Ich mög ins Werk auch setzen; / So wirst du, Schönster, meinen Sinn / Und alles, was ich hab und bin,/ Ohn Unterlass ergötzen

Segenswort

Gott segne deine Knie, damit du beweglich bleibst, gerade dasteht und dich knien; er lasse dich vorwärtsgehen, auch einen Schritt rückwärts, wo von Nöten, um Abstand zu gewinnen; und er lasse dich immer wieder Gelegenheiten finden, wo du dich ausruhen kannst, um deinen Knien ein wenig Schonung zu gewähren.
Gott segne dich, Vater, Sohn und Heiliger Geist.