Ökumenischer Kreuzweg: Karsamstag – Grablege und Grabesruhe Christi, und An das Haupt

Lesung zur 7. Station aus dem Evangelium des Markus, Kapitel 15: 

Die Grablege

Es wurde nun schon Abend, und es war Rüsttag, der Tag vor dem Sabbat, sodass die Zeit drängte. Da fasste sich Josef aus Arimatäa ein Herz, ging zu Pilatus und bat um den Leichnam Jesu. (Josef war ein angesehenes Mitglied des Hohen Rates, und er war einer von denen, die auf das Kommen des Reiches Gottes warteten.) Pilatus war überrascht zu hören, dass Jesus schon tot sei. Er ließ den Hauptmann rufen und fragte ihn, ob Jesus wirklich bereits gestorben sei. Als der Hauptmann es ihm bestätigte, überließ er Josef den Leichnam. Josef kaufte ein Leinentuch, nahm Jesus vom Kreuz ab und wickelte ihn in das Tuch. Dann legte er ihn in ein Grab, das in einen Fels gehauen war, und wälzte einen Stein vor den Eingang des Grabes. Maria aus Magdala und Maria, die Mutter des Joses, sahen zu und merkten sich, wohin der Leichnam Jesu gelegt wurde.

Kreuzbetrachtung – Körperteilmeditation
(Folgt dem Zyklus von Paul Gerhardt)

Hinführung:
Pauf Gerhardt sucht in schwerster Zeit immer neu sich selbst. Er sucht Gott. Er sucht das Ganze, das ganz sein. Und findet es wieder im Anblick des Gekreuzigten, ganz real, wie in der Martinskirche, wenn man zum Altar blickt: Zuerst die Füße, der Blick wandert hoch, zu den Knien, zur verwundeten Seite, zum Herz, zu den Händen – zum Kopf.

Paul Gerhardt kannte dazu eine lateinischen Liederzyklus von Arnulf von Löwen, in dem die leidenden Körperteile Jesu betrachtet werden als Hilfe, sich in Jesus und damit Gott wieder zu finden, um dem Tod stand zu halten, weil man darin gehalten ist.
PG verdichtete diese lateinischen Lieder neu.

Betrachtung: An das Angesicht (Salve, caput cruendatum)

1. O Haupt voll Blut und Wunden, / Voll Schmerz und voller Hohn,/
O Haupt, zu Spott gebunden / Mit einer Dornenkron! /
O Haupt, sonst schön gezieret / Mit höchster Ehr und Zier, /
Jetzt aber hoch schimpfieret, / Gegrüßet seist du mir!

2. Du edles Angesichte, / Davor sonst schrickt und scheut /
Das große Weltgewichte, / Wie bist du so bespeit, /
Wie bist du so erbleichet, / Wer hat dein Augenlicht, /
Dem sonst kein Licht nicht gleichet, / So schändlich zugericht? 

3. Die Farbe deiner Wangen, / Der roten Lippen Pracht /
Ist hin und ganz vergangen, / Des blassen Todes Macht /
Hat alles hingenommen, / Hat alles hin gerafft, /
Und daher bist du kommen / Von deines Leibes Kraft.

4. Nun, was du, Herr, erduldet, / Ist alles meine Last, /
Ich hab es selbst verschuldet, / Was du getragen hast! /
Schau her, hier steh ich Armer, / Der Zorn verdienet hat, /
Gib mir, o mein Erbarmer, / Den Anblick deiner Gnad.

5. Erkenne mich, mein Hüter; / Mein Hirte, nimm mich an! /
Von dir, Quell aller Güter, / Ist mir viel Guts getan. /
Dein Mund hat mich gelabet / Mit Milch und süßer Kost; /
Dein Geist hat mich begabet / Mit mancher Himmelslust.

6. Ich will hier bei dir stehen, / Verachte mich doch nicht! /
Von dir will ich nicht gehen, / Wann dir dein Herze bricht. /
Wann dein Haupt wird erblassen / Im letzten Todesstoß, /
Alsdann will ich dich fassen / In meinen Arm und Schoß.

7. Es dient zu meinen Freuden / Und kommt mir herzlich wohl, /
Wenn ich in deinem Leiden, / Mein Heil, mich finden soll. /
Ach, möcht ich, o mein Leben, / An deinem Kreuze hier /
Mein Leben von mir geben, / Wie wohl geschähe mir!

8. Ich danke dir von Herzen, / O Jesu, liebster Freund, /
Für deines Todes Schmerzen, / Da du’s so gut gemeint. /
Ach gib, daß ich mich halte / Zu dir und deiner Treu /
Und, wenn ich nun erkalte, / In dir mein Ende sei.

9. Wenn ich einmal soll scheiden, / So scheide nicht von mir; /
Wenn ich den Tod soll leiden, / So tritt du dann herfür. /
Wenn mir am allerbängsten / Wird um das Herze sein, /
So reiß mich aus den Ängsten / Kraft deiner Angst und Pein.

10. Erscheine mir zum Schilde, / Zum Trost in meinem Tod /
Und laß mich sehn dein Bilde / In deiner Kreuzesnot. /
Da will ich nach dir blicken, / Da will ich glaubensvoll /
Dich fest an mein Herz drücken. / Wer so stirbt, der stirbt wohl.

Segenswort

Gott war mit dir, als du deinen ersten Atemzug tatest. Gott sei mit dir Atemzug für Atemzug. Die Luft, die du mit allen teilst, segne er, und mache deine Brust weit, er schenke dir die Energie, die du brauchst, auch die Freude und Zuversicht, mit der du in das Leben gehen kannst, das dich erwartet, das Leben mit denen, die Gott dir an die Seite stellt, das Leben in der Schöpfung, die dich umgibt wie die Atmosphäre, Gott segne alles, was deine Brust erfüllt und lasse dich auch getrost ausatmen und loslassen, was du nicht mehr brauchst.