Kennen Sie Petterweil? Horst Preißer, Küster der Evangelischen Kirchengemeinde und Mitglied im Kirchenvorstand, erzählt über die Geschichte Petterweils und besonders der Evangelischen Martinskirche.
„Durch Corona war es mir in diesem Jahr noch nicht möglich Sie einzuladen, unseren Ort kennen zu lernen. So will ich Ihnen auf diesem Weg von unserer Kirche berichten“.
„Unsere Petterweiler Martinskirche, eine der ältesten Kirchen der Wetterau mit einer lebhaften Geschichte über viele Jahrhunderte, zeigt sich von Ihrer schönsten Seite mit einem schönen Garten, der in der wechselvollen Geschichte als Friedhof begann. Heute ist er eine kleine Ruhe-Oase geworden, die aber immer wieder Hilfe braucht um diese Schönheit zu erhalten.“
„Unsere Kirche hat ihren Ursprung im 8. Jahrhundert, eine kleine Holzkirche auf Steinfundament, später als kleine Steinkapelle, eine Art Basilika mit kleinen halbkreisförmigen Fenstern. Erst im 12. Jahrhundert kam die Erweiterung nach Westen, das romanische Westportal wurde dort mit verbaut.“
„Der heutige Ostteil steht noch auf den alten Fundamenten. Diese Fundamente sind nur 80 – 90 cm tief im Boden und sind bei der heutigen Verkehrsbelastung ein großes Problem. Viele Umbauten und Zerstörungen in Kriegszeiten haben Spuren hinterlassen. 1585 erfolgte erneut ein Umbau; die Seitentür an der Südwand wurde eingefügt, der für die Herrschaften von Solms-Ysenburg, später Hessen-Darmstadt, genutzt wurde. Dieser Eingang wurde im Jahre 1893 wieder zugemauert. Der Eingangsbogen ist von der Südseite noch sichtbar. Der Nordeingang war für die Herrschaften von Sayn, Solms-Lich und Laubach und ab 1607 Solms-Rödelheim gebaut worden.“
„Während des Umbaus wurde auch der Turm aufgesetzt, der aus Holz hergestellt und mit Schiefer verkleidet wurde. Er lief sehr spitz zu und wirkte sehr hoch (gotisch). 1830 beschädigte ein Orkan diesen Turm, die Spitze wurde bis zum Glockenstuhl abgetragen und notdürftig repariert. 1833 beschädigt ein Blitz den Turm, der drei Jahre später erneut repariert wird und nun eher als ein Dachreiter denn als ein Turm sichtbar ist.“
„Das im Kirchgarten befindliche ehemalige Taufbecken aus dem 12. Jh. wurde bei der Renovierung 1785 aus der Kirche entfernt und ging danach seltsame Wege. Er kam nach Vilbel und wurde dort am Amtsgericht als Pferdetränke und Blumentrog zweckentfremdet. 1895 holte man diesen Taufstein wieder zurück nach Petterweil. Er wurde im Garten der Kirche aufgestellt. Bei der Erneuerung des Kirchgartens erhielt er links und rechts ein Rondell, und Torbogen und Taufstein wurden in den Vordergrund gerückt.“
„Wir wünschen uns weiterhin viele Besucher und Gäste in Kirchgarten und Kirche.“